Zeitenspiegel Reportagen

China auf dem Weg in die IT-Diktatur?

04.06.2018

George Orwells Roman „1984“ wirkt in mancher Hinsicht fast putzig dagegen: Im Jahr 2014 wurde in der chinesischen Küstenstadt Rongcheng ein „Sozialkredit“-System eingeführt, das von möglichst allen Menschen möglichst alles erfasst: Verkehrsverhalten, Zahlungsmoral, private Vermögen, Strafregister, die Handy- und Internetnutzung in allen Facetten … Wer im Sinne der Kommunistischen Partei ein guter Bürger ist, kann Punkte sammeln. Wer Unerwünschtes tut oder sagt, bekommt Punkte abgezogen. Mit ganz realen Folgen im Alltag.

Es war nur ein Pilotprojekt. Bis 2020 soll das Sozialkredit-System auf ganz China und seine inzwischen rund 1,4 Milliarden Bürger ausgeweitet werden. Was bedeutet diese massive digitale Überwachung für die Bürger, die Zivilgesellschaft und den Journalismus?

Im Rahmen der Netzwerk-Recherche-Jahreskonferenz, die am 29. und 30. Juni 2018 in Hamburg stattfindet, präsentiert Zeitenspiegler Markus Wanzeck mit dem Deutsch-Chinesischen Mediennetzwerk zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion.

Gäste:

Michael Anti, mit bürgerlichem Namen Zhao Ying, ist einer der bekanntesten Journalisten und politischen Blogger Chinas. Aktuell leitet er das global ausgerichtete Magazin Caixin Globus. Zuvor arbeitete er u.a. als Kriegsreporter in Baghdad (2003) sowie vier Jahre für die New York Times. 2007 erhielt er die Wolfson Press Fellowship der Universität Cambridge, 2008 die Nieman Fellowship der Universität Harvard. 2012 hielt er eine TED-Rede über die chinesische Internetzensur.

Christoph Giesen ist China-Wirtschaftskorrespondent der Süddeutschen Zeitung in Peking. Von 2012 bis 2016 war er Mitglied der SZ-Wirtschaftsredaktion in München und arbeitete an den internationalen Enthüllungen Offshore-Leaks, Lux-Leaks, Swiss-Leaks und den Panama Papers mit. Vor dem Volontariat bei der SZ hat er Journalistik, Politikwissenschaft und China-Studien in Leipzig, Schanghai und London studiert. Er wurde u.a. mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse und dem Helmut Schmidt Journalistenpreis ausgezeichnet.

Hu Yong, Professor an der Fakultät für Journalismus und Kommunikation der Peking-Universität. Hu gilt als chinesischer Internetpionier und ist ein bekannter Kritiker der neuen Medien. Sein Blog wird von sieben Millionen Menschen gelesen. Artikel von ihm erschienen u.a. in Caixin, Southern Weekend, Bloomberg Businessweek, Foreign Policy und der chinesischen Internetausgabe der New York Times.

Anne Renzenbrink ist seit 2016 Pressereferentin mit Schwerpunkt Asien bei Reporter ohne Grenzen. Davor hat sie als Journalistin in Deutschland und Asien für verschiedene Print- und Onlinemedien berichtet. 2015 war sie als Medienbotschafter-Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung in China. Anne Renzenbrink hat in Heidelberg, Schanghai und Hongkong Politikwissenschaft, Ethnologie und Journalismus sowie ein Semester Mandarin studiert.

Moderation:

Anna Marohn ist Redakteurin und Reporterin für den Newsroom des NDR. Davor war sie persönliche Referentin von NDR-Intendant Lutz Marmor. Von 2007 bis 2012 war sie Redakteurin im Wirtschaftsressort der Zeit. Sie hat VWL in Köln studiert und die Kölner Journalistenschule absolviert, anschließend als freie Journalistin ein Jahr lang aus Xi’an und Peking für verschiedene Medien berichtet.

Weitere Infos und Anmeldung:

https://netzwerkrecherche.org/termine/konferenzen/jahreskonferenzen/nr-jahreskonferenz-2018/