Zeitenspiegel Reportagen

War Diary

02.07.2018

Fünf Jahre, 15.000 Takes, ein Film. Seit 2012 dokumentiert unser Zeitenspiegel-Kollege Carsten Stormer den Krieg in Syrien. “War Diary” ist sein filmisches Tagebuch. Regie: Marc Wiese Arte, 04.07.2018 um 22:55 Uhr

War DiarytWar Diary | Foto: Carsten Stormer

In der provisorischen Klinik in Aleppo werden die Verletzten wie Wellen angespült. Die Kamera lässt sich treiben, minutenlang, ohne Schnitt. Eine Bäckerei in einer engen Gasse, ein kleines Fenster in der Wand, die Hungernden warten stundenlang auf ein Brot. Die Menschen werden zum Treibgut des Krieges. In einer zerbombten Straße fegt ein Mann den Bürgersteig.

Der Filmemacher Carsten Stormer hat die Brutalität, aber auch den Heldenmut der Menschen erlebt. Eine frühere Lehrerin wird zur Chefredakteurin einer Widerstandszeitung. Sie schmuggelt Cartoons gegen Assad durch die Checkpoints des Regimes. Die White Helmets graben anfangs ohne Helm und Spaten die Menschen aus den Trümmern. Der Film zeigt die Absurdität so eines Krieges. Carsten Stormer ist immer dabei und filmt Hunderte Stunden. Und er ahnt dabei nicht, welchen Preis er selbst dafür bezahlen muss.

“Verwundete Menschen werden in dem kleinen Krankenhaus angeschwemmt. Einer nach dem anderen, im Minutentakt. Ich sehe, ich filme, und ich verdränge. Ich bekomme das viele Blut nicht mehr aus meinem Kopf und arbeite einfach weiter”, sagt Stormer. Jeder, der längere Zeit in Syrien arbeitet, lässt ein Stück seiner Seele in dem zerrissenen Land zurück. “War Diary” ist ein sehr persönlicher Film, ein filmisches Essay über fünf Jahre.