Zeitenspiegel Reportagen

Zeitenspiegel gewinnt Prozess gegen Neonazis

14.07.2012

Im Juni 2008 wurde Zeitenspiegel-Fotograf Stanislav Krupar von Neonazis am Rande einer Demonstration in Dresden angegriffen und verletzt. Nun wurde das Urteil gefällt: Die vier Angeklagten gestanden ihre Tat, bekannten sich schuldig und entschuldigten sich. Ihre Gefängnisstrafen und Geldstrafen wurden reduziert und auf Bewährung ausgesetzt, und zwei von ihnen müssen die Kosten des Verfahrens bezahlen. Die Rechtsextremen sind nun vorbestraft und müssen bei nächsten Vergehen hohe Gefängnisstrafen fürchten.

Stanislav Krupar hatte im Juni 2008 die Demonstrationen rund um den gescheiterten “Sachsentag” der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD, dokumentiert. Eine Gruppe tschechischer Neonazis erkannte ihn, denn Stanislav Krupar lichtet seit einigen Jahren rechtsextremes Auftreten in Tschechien und in Deutschland ab. Zusammen mit deutschen “Kameraden” umkreisten sie ihn und griffen schließlich an – in der Meute. Noch als er auf dem Boden lag, traten und schlugen mindestens zehn Mann auf ihn ein. Stanislav trug zahlreiche Schrammen und Prellungen, eine Quetschung am linken Knöchel und anhaltende Schmerzen im Bauch davon.

Die Polizei war währenddessen nicht präsent. Obwohl mit Ausschreitungen zu rechnen war, weil gerade Mitglieder der extrem gewaltbereiten so genannten offenen Kameradschaften sich zum “Sachsentag” angekündigt hatten, wurden die wenigen Polizisten von den Neonazis am Dresdner Neustadtbahnhof überrannt.

Erst eineinhalb Stunden nach dem Überfall traf Stanislav Krupar auf der Augustusbrücke auf den ersten Polizisten. Der Beamte wollte ihn als erstes von der Brücke verweisen, weil angeblich seine tschechische Presse-Akkreditierung in Deutschland nichts wert sei. Ein weiterer Beamter zeigte mehr Einsatzbereitschaft: Mit Stanislavs Hilfe identifizierte er drei der Angreifer, die sich auch an der Augustusbrücke aufhielten.